Gustav Seyffarth, Das Alphabet, ein Abbild des Tierkreises

Haben die Linguisten heute, fast 200 Jahre nach Gustav Seyffarth, eine Meinung zu seiner Schrift von 1834? Das Alphabet (deren Vorstufen) sei als eine Art Deklinationsformel für den Tierkreis gesetzt worden. Ich kann das fachlich nicht werten, bin weder Astronom noch in all diesen Sprachen bewandert, die er heranzieht. Aber mir scheint seine Entdeckung plausibel. Weil man das frühe Wissen natürlich immer auf diese Weise ‚interdisziplinär‘ verschachtelte, (sprich: ansammelte). Es waren die frühesten Zeichen allesamt ‚verwickelte Zeichen‘, sie betrafen oft nicht nur eine Fakultät, (die konnte man ja noch gar nicht auseinanderhalten). Vor unseren Alphabeten waren bekanntlich sogenannte Zahlenalphabete, da hatte das Zeichen eine lautsprachliche und eine numerische Bedeutung.
Und noch früher war ja ein einfacher Tageszählstrich, der irgendein zusätzliches Merkmal bekam, weil damit ein besonderer Tag gekennzeichnet wurde - (der Vollmondtag, beispielsweise) - der war dann eben halb Zählzeichen (Bestandteil einer Zählreihe) und halb Sachlagenbezeichnung (Vollmond). Der zugehörige Laut galt der Zahl und der Sache gleichermaßen. So in etwa ging das ja einmal los…


Gustav Seyffarth, Unser Alphabet, ein Abbild des Thierkreises, Leipzig 1834:
https://archive.org/details/bub_gb_OqlDAAAAYAAJ/page/n5/mode/2up?view=theater

Ganz so ging es wohl nicht los Es gibt inzwischen einige moderne Darstellungen zur Geschichte der Schrift, da muss man nicht einen zwei Jahrhunderte alten Schiunken bemühen. Ich empfehle, wenn auch mit gewissen Einschränkungen Harald Haarmann: "Universalgeschichte der Schrift" und natürlich Geschichte des Alphabets.

Die Zählmarken wie IIII usw. sind eine Sache, und sicher haben sie die Idee,, Sprache zu fixieren,, inspiriert. Sie sind aber nicht die Vorläufer der Schrift(en). Die basieren eher auf immer weiter stilisierten Abbildungen. Was dann in späteren Jahrhunderten alles damit assoziiert wurde, ist jedoch nachrangig.

Die Frage ist damit beantwortet oder nicht beantwortet? (Vom Schnell- und Vielschreiber Hamann habe ich seine Weltgeschichte der Zahlen, empfehle aber, insbesondere den Linguisten, den „alten Schinken“ von Karl Menninger, Zahlwort und Ziffer! Der „alte Schinken“ von Seyffarth kommt mir brandaktuell vor, da stehen dutzendweise Weltneuheiten, die die ‚neue Geisteswissenschaft‘ scheinbar nicht haben will. (Und die Schinken von Kopernikus und Galilei waren bekanntlich eher noch älter, als die Kirche einzulenken begann, nicht?) Nach Seyffarth wäre unser Alphabet auch eine Zeitdeklinationsleiste gewesen. Das hätten die Linguisten nun zu bestätigen oder mit Argumenten anzuzweifeln. Dahin geht meine Frage. (Oder schauen sie noch immer weg?)
Kein Zeichensystem ließ sich aus dem Stand heraus erzeugen, voran ging immer eine lange Aufbauphase. Zeichensysteme sind ja wie Revolutionen, epochale Umbrüche. Die vor-systematischen Zeichen entwickelten sich hin zu Sammelzeichen. Diese ihre „universellen“ Eigenschaften, nämlich noch nicht nach Fakultäten zu unterscheiden, behielten die Zeichen lange bei, wie es die Zahlenalphabete belegen. Daher scheint, was Seyffarth darlegt, entwicklungsgeschichtlich jedenfalls plausibel zu sein.

(20.11.2023, 20:09:02)zettex schrieb: da stehen dutzendweise Weltneuheiten, die die ‚neue Geisteswissenschaft‘ scheinbar nicht haben will.

(20.11.2023, 20:09:02)zettex schrieb: (Oder schauen sie noch immer weg?)

Au weia. So ein Schmarrn.
Ich bin hier raus.

Und wenn Du bloß unkritischen Beifall für verschwurbelte Theorien haben magst, ist das hier auch nicht der richtige Platz für Dich.